5. Dezember 2023
Ein großer Verlust für die Wiener Balltradition
Ein großer Orchesterleiter hat den Taktstock für immer abgelegt. Am Montag, 27. November schloss Prof. Helmut Steubl für immer seine Augen. Mit ihm verliert die Wiener Ballkultur einen besonderen Menschen, der über Jahrzehnte hunderte Bälle auf seine eigene persönliche und menschliche Art musikalisch besonders geprägt hat.

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Ein großer Orchesterleiter hat den Taktstock für immer abgelegt.

Am Montag, 27. November schloss Prof. Helmut Steubl für immer seine Augen. Mit ihm verliert die Wiener Ballkultur einen besonderen Menschen, der über Jahrzehnte hunderte Bälle auf seine eigene persönliche und menschliche Art musikalisch besonders geprägt hat.

Meine Anteilnahme gilt seiner ganzen Familie.

Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu machen.

Aristoteles

Es war Mitte der 1990er Jahre als ich das erste Mal mit Helmut Steubl Kontakt hatte. Wir haben uns – wie sollte es anders sein – bei den Vorbereitungen für einen großen Wiener Ball kennengelernt. Ich sollte für meinen damaligen Arbeitgeber die musikalischen Belange abklären, die zum Erfolg der Eröffnungschoreografie beitragen sollten. Dieser kurze Wortwechsel führte zu einer langjährigen Zusammenarbeit, die ich mit keinem anderen Orchester in einer solche Form führen sollte.

Schon bald kamen wir wieder ins Gespräch und tauschten uns im Laufe der Jahre regelmäßig aus, besprachen musikalische Abfolgen, Ideen für andere Eröffnungen und auch die Möglichkeiten, wie man am Besten für Ball-Orchester Noten arrangieren könne.

Meine persönliche und familiäre musikalische Vorbildung hatte auch dazu beigetragen, dass wir uns anders über diese Themen unterhalten konnten und schneller zum gemeinsamen Ziel reichten. Helmut Steubl konnte meine Wünsche fast schon unmittelbar, meist sogar ohne weitere Fragen umsetzen.

Wir haben die Musik für die Eröffnungstänze gemeinsam besprochen indem wir die Klavier-Direktion gemeinsam einstrichen. Ich freute mich darüber, dass ich durch meine musikalische Grundausbildung einfach auf dieser Ebene mit ihm reden konnte. Diese Möglichkeit der Vorbereitung konnte ich auch im Laufe der Jahre mit seinem Sohn Wolfgang fortsetzen.

Ich erinnere mich auch gerne an die vielen gemeinsamen Balleröffnungen zurück. Nicht zuletzt deswegen, dass sich manches Mal für uns durch Einwirkung Dritter Situationen entwickelten, die dazu führten, das zwischen uns Vereinbarte den neu entstandenen Gegebenheiten rasch anzupassen um in professioneller Manier für die Ballgäste einen Leerlauf zu verhindern.

Helmut Steubl und ich konnten während einer Eröffnung meist nur mit einem Blick die Maschinerie am Laufen halten – so groß war das gegenseitige Vertrauen.

Helmut Steubl hat viel zur Pflege der Wiener Balltradition beigetragen. Unsere gemeinsamen Balleröffnungen – auch bei Auslandsbällen – waren immer eine besondere Erfahrung für die Eröffnungspaare und die Ballgäste.

Mit seinen Orchestern wurde ein Ball erst zu einem “Wiener Ball”. Ob nun das Ballorchester in kleiner oder großer Besetzung, die Big Band oder das Swingtett – sie alle spielten (und spielen!) immer richtige Tanzmusik.

In meinen Augen hat Helmut Steubl immer einen guten Draht zu seinen Musiker:innen gehabt und ist ihnen auf Augenhöhe begegnet. Diese Partnerschaft hat auch dazu geführt, dass dieses Orchester oft über sich hinausgegangen ist. Ich erinnere dabei an ein mit mehreren Stoppuhren gemessenes Sportfinale bei der Fledermausquadrille beim Ball der Philharmoniker von sage und schreibe 43 Sekunden! Mit keinem anderen Orchester konnte ich jemals an dieses Tempo herankommen.

Es bedeutet mir auch sehr viel, dass Helmut Steubl bei diesen mitternächtlichen Animationen der Ballgäste auch schon – man könnte es so nennen – ein mit mir gemeinsames Markenzeichen etablierte:

  • Fledermausquadrille
  • Can Can
  • Donauwalzer

wurden in dieser Reihenfolge ein gemeinsamer Klassiker, mit dem man beim Publikum so richtig für Stimmung sorgen konnte.

Ich verspüre diesen Verlust sowohl mit einem weinenden als auch einem lachenden Auge. Helmut Steubl war ein besonderer Mensch, der aufgrund seiner Einstellung zur Wiener Ballkultur und seinem Wirken Tausenden Menschen Jahr für Jahr Freude bereitet hat. Wer ihn kannte wird ihn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vermissen.

Es ist aber auch so, dass mit seinem Sohn Wolfgang diese Tradition in einer Weise fortgeführt wird, die einerseits in Helmut Steubls Sinne, andererseits auch ein Garant für die Adaption an neue Zeiten ist und somit nicht in der Zeit stehen bleibt.

Lieber Helmut Steubl, ich danke für so viele wunderbare Momente, die wir gemeinsam bei den so zahlreichen Bällen hatten, die dafür erforderliche gemeinsame Zusammenarbeit und hauptsächlich dafür, dass wir zwei uns fast drei Jahrzehnte kannten.

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