Eine Umfrage, ein Resultat – und ein Verbot.
Die Ferien gehen langsam zu Ende, die Urlauber kehren langsam aber doch wieder heim und bevölkern ab Anfang September wieder massenhaft öffentliche Verkehrsmittel wie U-Bahn, Straßenbahn, Bus, Zug oder Schnellbahn. Jetzt haben die Wiener Linien (und die Stadt Wien) knapp davor das generelle Essverbot in der U6 und ab Jänner 2019 in allen U-Bahnen – auch als sog. Resultat einer Onlineumfrage – eingeführt und trotz des anscheinend klaren Ergebnisses eine Spaltung der Gesellschaft herbeigeführt.
Wie aber sollte man generell in öffentlichen Verkehrsmitteln mit Speisen und Getränken umgehen? Sagen uns nicht auch unsere Umgangsformen, wie wir uns verhalten sollten, wenn uns der große Hunger oder Durst wieder einmal packt?
Es ist ein Zeichen des Respekts und der Wertschätzung anderen gegenüber, wenn ich in öffentlichen Verkehrsmitteln auf die Konsumation derartiger Speisen verzichte. Ich kann sicherlich den kurzen Zeitraum einer Heimfahrt ohne Essen ertragen und freue mich umso mehr auf mein (Abend-) Essen, das ich sogar in Gesellschaft mit für mich lieben und wichtigen Menschen einnehmen kann!
Prinzipiell also: Ja! Unseren Umgangsformen folgend sollte man eigentlich immer dort essen, wo die Einnahme von Speisen vorgesehen ist oder an Orten, an denen man andere Personen nicht durch Gerüche, Fette, Flüssigkeiten, Essgeräusche o.Ä. stört, belästigt oder auch verunreinigt.
Bei Getränken können wir heutzutage mit wiederverschließbaren Gebinden unsere Reisen antreten und versuchen damit, anderen Passagieren nicht unseren unabdingbar notwendigen Morgenkaffee über das Business-Outfit zu schütten, wenn wir stehend in der Straßenbahn die nächste Notbremsung akrobatisch ausgleichen.
Was hat aber jetzt zu einem generellen Essverbot in den U-Bahnen geführt? Meines Erachtens gibt es eine Vielzahl an Gründen, die ich sicherlich nicht alle kenne. Die mir bekannten möchte ich hier aber nochmals abschließend aufzählen:
Geruchsbelästigung
Sicher ein wichtiger Grund, denn nicht jeder liebt z.B. starken Zwiebel- oder Knoblauchgeruch…
Verschmutzung der Waggons
Würden alle essenden Fahrgäste ihren Müll auch in die dafür vorgesehenen Behälter werfen… (Anm.: Dies gilt allerdings auch für die unzähligen Gratis-Tageszeitungen, die schon nach der Morgenschicht in den Öffis herrenlos herumliegen. Tipp: man kann sie ja, nachdem man sie gelesen hat, nach dem Ausstieg wieder in einen Verteiler zurücklegen!)
Verschmutzung anderer Fahrgäste
Wenn wir Speisen im Stehen unter Verwendung unseres Gleichgewichtsinns einnehmen, kommt es mitunter vor, dass überraschende Notbremsungen oder andere Erschütterungen uns versuchen lassen, nicht zu stürzen, was wir mit ausgleichenden Bewegungen – auch jener der Arme – vortrefflich unter Beweis stellen. Bei höherem Passagieraufkommen lässt sich Personenkontakt mit z.B. einem saftigen Leberkässemmerl nicht unbedingt verhindern.
Haben wir einen Sitzplatz ergattert, sollten wir eventuell an- und abfallende Essenreste ebenfalls im Müll entsorgen und nach Möglichkeit den Platz wieder reinigen. So wären die Öffis auch für andere Fahrgäste, die sich einen sauberen Sitzplatz wünschen, ein willkommenes Fortbewegungsmittel.
Erhöhtes Müllaufkommen
Abgesehen vom nicht entsorgten Abfall sind die Tonnen auch heillos mit derart viel Müll der unzähligen Verpackungen, Servietten, Getränkegebinde (Flaschen, Dosen, Becher…) überfüllt, dass es schon morgens häufig unmöglich ist, einen noch anzufüllenden Mistkübel zu finden.
Ich bin mir sicher, dass viele den Konsum von nicht geruchsintensiven Speisen (z.B. Käseweckerl) von dieser Regel ausgenommen sehen. Dem würde ich prinzipiell in Bezug auf die Geruchsbelästigung zustimmen. In puncto Verunreinigungen sind sie aber nicht immer weniger problematisch (Verpackungen, Brösel, Essensreste…).
Beachten Sie weitere No-Gos in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Alkoholkonsum und Rauchen!
Und abschließend noch eine Bitte an viele Fahrgäste: Achten Sie mehr auf ihre Körperhygiene, denn manchmal sind Schweißgeruch und/oder andere Körpergerüche, die u.a. bei hohen Temperaturen oder bei schweißtreibender Arbeit entstehen, in zumindest gleichem Ausmaß wie ein übelriechender Snack für andere Passagiere belästigend. (Tipp: Günstige Deos gibt es schon um ~ € 1,–)
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